Juma
Juma
240 Seiten.
Erschienen am 1. November 2021.

Erhältlich als Taschenbuch oder Ebook, bei:

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Kapitel 3

Ranke-Heinemann: „Meine Damen und Herren, wie Sie bereits gerade gehört haben, gehört Augustinus seit über tausendfünfhundert Jahren zu den bedeutendsten Kirchenlehrern. Vor allem die Dogmatik der Sexualethik der katholischen Kirche wird bis zum heutigen Tage von seiner Lehre bestimmt. Ich möchte Ihnen nun zeigen, dass Augustinus dafür verantwortlich ist, dass viele Menschen, vor allem viele Frauen aufgrund dieser grausamen Dogmatik, die der Tod jeglicher Liebe ist, gezwungen werden, die Hölle auf Erden zu erleben.

Wer, meine Damen und Herren, wäre jemals auf die Idee gekommen, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob Adam und Eva auch im Paradies schon Geschlechtsverkehr miteinander hatten, außer Augustinus natürlich. Wer, meine Damen und Herren, wäre jemals auf die Idee gekommen, zwischen fleischlicher und geistiger Liebe zu unterscheiden und dann zu behaupten, dass im Paradies die Kinder ausschließlich durch geistige Liebe, also ohne Geschlechtsverkehr gezeugt wurden, außer Augustinus natürlich.

Damit jedoch noch nicht genug, plötzlich stellt Augustinus fest, dass er damit im Widerspruch steht zu der Aussage, dass die Frau dem Mann zur Hilfe gegeben wurde und da es für ihn vollkommen unvorstellbar ist, dass sie ihm eine Hilfe in geistigen Dingen sein soll, muss sie jetzt doch wieder zur geschlechtlichen Zeugung herhalten.

Augustinus wäre nicht der Neurotiker und Sexualphobiker als den ich ihn kenne, wenn er nicht auch dafür eine Lösung gefunden hätte. Jetzt ist es plötzlich nicht mehr der sexuelle Akt an sich, den Augustinus verurteilt, sondern die damit verbundene Lust und Begierde. Also behauptet er nun, dass im Paradies der geschlechtliche Verkehr vollkommen frei von sexueller Erregung gewesen sei, da der Mann im Paradies sein Glied genauso wie alle anderen Glieder mit dem Willen bewegen konnte, erst nach dem Sündenfall sei die fleischliche Begierde entstanden. Wörtlich schreibt Augustinus: ‚Ohne den verführerischen Anreiz der Begierde, mit voller Ruhe des Geistes und des Leibes hätte sich der Gatte in den Schoß der Gattin ergossen‘. Das ist für Augustinus nun das sündenfreie Ficken. (Unruhe und Empörung unter den Zuhörern)

Damit hat Augustinus den doppelten Sündenfall erklärt, wegen seines Ungehorsams gegenüber Gott wurde der Mensch aus dem Paradies vertrieben und als weitere Strafe versagte sein Glied ihm den Gehorsam, sodass Lust und Begierde die Voraussetzungen für den Zeugungsakt wurden. Und simsalabim war die Erbsünde entstanden: durch den lustvollen Geschlechtsakt wurde die Sünde auf jede neue Generation übertragen, mit anderen Worten, aus dem Hodensack des Mannes dringt die Sünde durch den Schwanz in die Gebärmutter ein und erzeugt dort ein neues sündhaftes Leben. (erneute Unruhe unter den Zuhörern)

Das ist also der Grund für das Dogma der Jungfrauengeburt, Jesus konnte nur frei von der Erbsünde sein, wenn er nicht mit dem sündigen Samen des Mannes in Berührung gekommen war, wenn er nicht durch einen lustvollen Geschlechtsakt entstanden war, wie Augustinus schreibt: ‚Ohne alle fleischliche Lust wurde Christus gezeugt und empfangen und blieb darum auch von jeglicher Befleckung durch die Erbsünde frei‘.